Hitler vermittelte das Bild, sich der nationalsozialistischen Sache selbstlos verschrieben zu haben, jedoch war er Mitte der 1930er Jahre einer der reichsten Männer Europas.
von Henry Makow Ph.D.
Als Hitler von einem seiner häufigen Besuche Berlins nach München zurückkehrte, verglich er sich mit Jesus, welcher die Geldwechsler aus dem Tempel hinauswarf.
„Der Verkehr auf dem Kurfürstendamm, der Luxus, die Pervertierung und der jüdische Materialismus widerten mich so dermaßen an, dass ich schier außer mir war“, erzählte er seinen Freunden Putzi Hanfstaengl und Dietrich Eckart. „Ich konnte mich förmlich in Jesus Christus hineinversetzen, als er zum Tempel kam und ihn von den Geldwechslern eingenommen vorfand. Ich kann mir gut vorstellen, wie er sich fühlte, als er die Geißel ergriff und sie hinauspeitschte.“ (Stan Lauryssens, The Man Who Invented the Third Reich, S. 108)
Während heutzutage viele Menschen geneigt sind, Hitler die Einschätzung seiner selbst abzunehmen, war er ein geschickter Lügner und Heuchler, welcher dem Materialismus frönte, den er vorgeblich verachtete. Wenn er aus Berlin oder von irgendeiner Auslandsreise zurückkehrte, waren seine Koffer vollgepackt mit Schweizer Franken und US-Dollars, Edelmetallen und Schmuck – Geschenke seiner zahlreichen vermögenden Anhänger, welche sich hauptsächlich aus Unternehmern und Adligen zusammensetzten. (Gerüchten zufolge soll ihn sogar Stalin finanziell unterstützt haben.)
In den frühen 1920er Jahren waren diese Zuwendungen in Fremdwährung aufgrund der exorbitanten Inflation um ein Vielfaches mehr wert. Hitler verwendete dieses Geld, um seine persönliche Gefolgschaft und die NSDAP, die er als privates Wirtschaftsunternehmen ansah, zu unterstützen.
Laut Wulf Schwarzwäller (The Unknown Hitler: His Private Life and Fortune, 1989) allerdings erlegte er sich keine Entbehrungen auf. Er wurde durch eine enorme private Schmiergeldkasse, die Eigentümerschaft des nationalsozialistischen Verlagsmonopols und das Buch „Mein Kampf“ zum Milliardär.
Freund der Superreichen
Nachdem Hitler im Jahre 1934 die NSDAP von den sozialistischen Elementen gesäubert und die Gewerkschaften zerschlagen hatte, rief der Reichsstand der Deutschen Industrie die „Adolf-Hitler-Spende“ ins Leben, an welche jeder Arbeitgeber vierteljährlich Beiträge leistete. Die steuerlich abzugsfähige Abgabe ging direkt an Hitler und er musste über deren Verwendung keine Rechenschaft ablegen.
„Ausgehend von verlässlichen Schätzungen erhielt diese Scheinstiftung in einem Jahr 100 Millionen Mark, die sämtlich dem Führer zur privaten und persönlichen Disposition standen.“ (S. 194) Dies entspricht im Jahre 1935 jährlich einem Wert von 40 Millionen US$ oder heute rund 640 Millionen US$.
Hitler wusste, dass „solange die deutsche Industrie [dank der Wiederaufrüstung] Profite generierte, seine privaten Geldquellen unerschöpflich sein würden … Verteilt auf jeden einzelnen Unternehmer … war dies eine bescheidene Beitragsleistung, eine, die ihm als Retter der deutschen Industrie vor dem Bolschewismus gebührte …“ (S. 197)
Wann immer Hitler Geld für etwas wollte, zahlte Bormann, ganz gleich, ob es ein Haus für einen Parteigenossen, der sich verdient gemacht hatte, ein Geschenk für Eva Braun, Aufträge an Kunstmaler und Bildhauer oder Renovierungsarbeiten von Theatergebäuden waren.
„Über die finanzielle Kontrolle zu verfügen, ermöglichte es Hitler, den Lebensstandard seiner treuen Gefolgsleute zu bestimmen und sie, gleichsam einem absoluten Herrscher, mit Geld und Geschenken zu belohnen oder sie durch das Vorenthalten von Finanzmitteln zu bestrafen. Es verschaffte Hitler eine beinahe erotische Erregung, unerschöpfliche Geldmittel zu besitzen.“ (S. 197)
Gemäß Schätzungen flossen mehr als eine Milliarde Mark auf das private Spendenkonto, das von Bormann verwaltet wurde. Nach heutigem Maßstab und in Anbetracht der Kaufkraft der Ära war Hitler ein mehrfacher Milliardär.“ (S. 196)
Des ungeachtet ließ Hitler nichts unversucht. Beispielsweise vermachten zahlreiche Deutsche der NSDAP testamentarisch ihre Besitztümer. Im Jahre 1935 wies Bormann alle regionalen Parteischatzmeister an, Nachlässe unmittelbar an Hitler weiterzuleiten. (S. 196)
Hitler wendete 30 Millionen Mark (heute 480 Millionen US$) für seinen Zufluchtsort am Obersalzberg auf. Außerdem trug er annähernd 10.000 Gemälde und Kunstgegenstände mit einem geschätzten Wert von mehr als eine Milliarde Mark zusammen. Vieles wurde von wohlhabenden Juden „in Schutzgewahrsam genommen“. Kunst, die sich nicht im Besitz von Juden befand, wurde auf dem freien Markt zu hohen Preisen erworben.
Darüber hinaus sammelte Hitler auch Gobelinteppiche, antike Waffen und Möbelstücke. Er beabsichtigte, seiner Heimatstadt Linz einen zukünftigen Kulturkomplex zu stiften. (S. 217)
Anderweitige Einkommensströme
Eine weitere Einnahmequelle stellte Hitlers Eigentümerschaft des Eher-Verlags dar, der bis zum Jahre 1944 90 Prozent der deutschen Presse und des Büchermarkts beherrschte. Bis zum Ende des Krieges besaß die Eher-Verlagsgruppe ein Vermögen im Wert von 600 Millionen Mark, was gegenwärtig ungefähr 8,5 Milliarden US$ entspricht. Das Monopol führte nach 1940 keinen Cent an Steuern ab, da ihm Hitler persönliche Steuerfreiheit gewährte. (S. 105)
Von Hitlers Buch „Mein Kampf“ wurden nach 1934 jedes Jahr eine Million Exemplare verkauft. Sein jährliches Honorar betrug zwischen 1,5 und 2 Millionen Mark (dies entspricht heute zwischen 6 und 8 Millionen US$). Im Jahre 1944 befanden sich 5,5 Millionen Mark auf seinem Honorarkonto, was heute etwa 22 Millionen US$ sind. (S. 168)
Hitler dürfte gegenüber den Menschen und Dingen, die er bewunderte, äußerst großzügig gewesen sein, aber er war auch auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Hitlers Privatvermögen stellte Franklin D. Roosevelt und Stalin, die etwa 70 Millionen US$ besaßen, in den Schatten. Er war mit Sicherheit kein Jesus Christus, der die Geldwechsler aus dem Tempel hinaustrieb. Die Höhe seiner Bestechungsgelder zieht seine Motive in Zweifel.